Nachruf Markus Kuster

9. Mai 1959 – 12. November 2024

Mit etwas Verspätung nimmt die ASG-Gemeinschaft Abschied von ihrem Mit-Fellow Prof. Dr. med. Dr. phil. Markus Kuster.

Markus Kuster hatte seinen Lebensmittelpunkt zuletzt wieder in sein geliebtes Australien verlegt, weshalb er seine Präsenz im Kreis der ASG-Fellows leider reduzieren musste. Zuvor hatte er sich grosse Verdienste um das ASG Fellowship erworben: Nach seiner ASG-Reise im Jahr 2000 – gemeinsam mit Karl-Dieter Heller, Stefan Nehrer und Jasper Neidel – übernahm er die Verantwortung als Schweizer Vertreter in der ASG-Stipendienkommission, eine Aufgabe, die er bis zu seinem Wegzug nach Perth mit grossem Engagement erfüllte.

Seine Verdienste für die Schweizer Orthopädie waren bedeutend und nachhaltig. Nach dem Medizinstudium an der Universität Basel absolvierte er die Pflichtjahre in Anästhesie (Kantonsspital St. Gallen) und Allgemeinchirurgie (Regionalspital Locarno), bevor er 1990 die Facharztausbildung in Orthopädie am Kantonsspital Baden begann und später in St. Gallen abschloss. Ein einjähriger Forschungsaufenthalt an der University of Western Australia folgte, wo er biomechanische Untersuchungen zu Kniebelastungen beim Bergabgehen durchführte. Die daraus entstandenen Arbeiten brachten ihm 1994 den Nicola Cerulli Young Researchers Award ein und bildeten die Grundlage für seinen PhD in „Knee Joint Mechanics“, den er 1999 an derselben Universität erwarb. Bereits ein Jahr später habilitierte er sich an der Universität Basel mit einer Arbeit zu Last- und Designüberlegungen in der Knieendoprothetik.
Nach vier Jahren als Oberarzt in St. Gallen kehrte er 2003 mit seiner Familie nach Australien zurück, diesmal als Professor für Orthopädische Chirurgie. Bis 2005 war er Chairman des Fremantle Hospital, bevor er als Chefarzt für Orthopädie und Traumatologie an die renommierte Orthopädische Klinik St. Gallen zurückkehrte. Es war ihm ein grosses Anliegen, das Erbe seiner charismatischen Vorgänger – Prof. Hardy Weber, Prof. André Gächter und Prof. Fritz Magerl – im Sinne der „St. Galler Schule“ weiterzuführen und zugleich zeitgemäss weiterzuentwickeln.

Markus Kusters wissenschaftliche Arbeit fokussierte sich auf die Knieendoprothetik, insbesondere auf patientenzentrierte Outcomes wie den „Forgotten Joint Score“, sowie auf biomechanische Fragestellungen in der Frakturversorgung. Seine über 147 Publikationen wurden mehr als 6000-mal zitiert. 2011 veröffentlichte er als Co-Editor das Lehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie für Praxis, Klinik und Facharztprüfung, ein Standardwerk für die Facharztweiterbildung. Für seine Forschung wurde er mehrfach mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet.

Auch im berufspolitischen Bereich leistete er wertvolle Beiträge: Von 2005 bis 2010 war er Vorsitzender der Weiterbildungskommission und von 2008 bis 2010 Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie – heute swiss orthopaedics.

Aus familiären Gründen zog er 2011 mit seiner Frau Maria sowie den Söhnen Lukas und David erneut nach Perth, wo er seine beeindruckende Karriere als Chefarzt am Royal Perth Hospital sowie am Sir Charles Gairdner Hospital fortsetzte.

Die ASG-Fellows sprechen seiner Familie ihr tief empfundenes Beileid aus. Markus Kuster ist viel zu früh von uns gegangen. Unvergessen bleiben seine ansteckende Begeisterung für das Fach, seine unermüdliche wissenschaftliche Neugier, sein visionärer Innovationsgeist, seine beeindruckende Bescheidenheit und Bodenständigkeit – sowie sein unverwechselbarer, schelmischer Humor.

Swiss Orthopaedics und der Kreis der ASG Fellows verlieren mit ihm ein aussergewöhnliches Mitglied. Seine Verdienste und sein Wirken werden bleiben.